Thomas Meyer, Mitinitiant der Idee für die Healthcare-Professionals-Initiative heisst die Anwesenden herzlich willkommen und stimmt sie für diesen gemeinsamen Tag mit der Analogie zu einer Bergwanderung ein. «Wir rüsten uns für eine gemeinsame Tour in schwierigem Gelände, können dabei jedoch auf die Gruppe und unsere Kompetenzen vertrauen. Wir bewegen uns solidarisch und auf Augenhöhe.»
Die Wander-Teams wurden bereits zum Voraus anhand von Praxisfällen gebildet und haben sich untereinander online kennengelernt. Die Routen wurden von den Bergführern (Facilitators) auf die Kompetenzen der Teilnehmenden abgestimmt, die Ziele auf den «Wanderkarten» markiert, die Wetter-Apps gecheckt und die Rucksäcke gefüllt. Darin befinden sich unter anderem die gemeinsame Vision und damit der Purpose für diesen Tag und ein konkreter Praxisfall pro Team.
Den Patienten und die Patientin gemeinsam im Fokus
Jedes Team hat auf seiner Wanderung eine konkrete Fragestellung erarbeitet und intensiv bis hin zu einem möglichen Lösungsansatz diskutiert – immer mit dem Fokus, dank interprofessioneller Zusammenarbeit einen Mehrwert für die Patientinnen und Patienten zu schaffen. Nur wenn diese im Zentrum stehen – entsteht ein gemeinsames Verantwortungsgefühl unter Healthcare Professionals, das zu neuen Lösungen führen kann.
Dies betonen auch die drei Co-Founder Carina, Laura und Nina von uma collective in ihrem Input-Referat. Alle Leistungserbringer müssten diese Perspektive einnehmen, es brauche Nähe, Empathie, Erfahrung, Offenheit, und Neugierde. Dass die Menschen, in unserem Fall die Patienten und Patientinnen, für die drei Frauen und ihre Arbeit im Mittelpunkt stehen, verrät bereits ihr Firmenname. Denn «uma» ist das Zentrum von Human. Uma collective hat die Healthcare-Professionals-Initiative in der Vorbereitung konzeptionell und am Durchführungstag organisatorisch unterstützt.
Folgende neun Praxisfälle wurden diskutiert:
- Patientenpfad Diabetes in einem Managed Care Modell
- Female Health
- Patientenpfad Telemedizin / Apotheke
- Patientenpfad Diabetes
- KVV Art. 71
- Notfallbehandlung Ausland
- Patientenpfad Akutsomatik
- Integriertes Case Management
- Patientenpfad Parkinson – künstliche Ernährung
Nachdem Daniele Madonna, Leiter der Service Unit Healthcare, noch ein paar Worte an die Teams gerichtet und die Notwendig- sowie Wichtigkeit des interprofessionellen Miteinander betont hat, geht es los.
Jeder der neun Gruppen steht ein separater Arbeitsraum zur Verfügung. Diese sind identisch ausgestattet mit Tischen, Stühlen, mehreren Plakaten, Stiften und vielen Post-It’s. Nun geht es darum, die Problemstellung zu schärfen, die wichtigsten Stakeholder zu definieren, deren Bedürfnisse/Herausforderungen zu erfassen und damit das Problem Statement zu skizzieren. Am späteren Nachmittag sollen die Lösungsansätze dann anhand eines drei-Minuten Pitches live on stage präsentiert werden!
Beim Besuch der unterschiedlichen Räume fällt etwas sofort auf: Alle Teams sind extrem motiviert und in einem beachtlichen Tempo unterwegs. Die Stimmung ist bei allen sehr gut, lässt sich jedoch je nach Gruppenzusammenstellung oder Anstiegsgrad der Bergweges etwas unterschiedlich beschreiben: in einem Raum sind die Diskussionen sehr angeregt, alle Teammitglieder stehen vor der Wanderkarte, in einem anderen sitzen alle und widmen sich einem kurzen Gedanken-Break, ein anderes Team versucht gerade Zitronen fliegen zu lassen. Mal wird herzhaft gelacht, mal gibt’s eher fragende Gesichter, manchmal ist die Energie zu hören, dann wiederum ist sie eher förmlich zu greifen. Es ist beeindruckend, wie intensiv und fokussiert sich die Teams auf den Weg zum heutigen Ziel machen.
Neun Pitches – eine Gemeinsamkeit
Nach einem kurzen Mittags-Rast gehen die angeregten Diskussionen in den Gruppenräumen weiter, die Lösungsansätze werden auf Papier festgehalten und die Pitches geprobt. Kurz vor vier Uhr sind alle angekommen und treffen sich erneut im Plenum – neugierig auf die Präsentationen der anderen. Diese werden dann auch mit viel Herzblut von jeder Gruppe auf der Bühne präsentiert – begleitet von viel Interesse und Applaus der anderen Teilnehmenden.
Sei es die Lösung Mami24 – das Rundum-Paket für Hans; die Community-Idee der Hot Sisters; das Angebot von Health-Pilote (denn einem Piloten vertraut man schliesslich), Rudi on Tour mit seiner Männergrippe; die Geschichte von Urs Pechvogel oder der Care Manager@home – bei interprofessionellen Lösungsskizzen mit viel unterschiedlich eingeflossenem Fachwissen darf auch die Prise Humor nicht fehlen! 😊
Und trotz ihrer individuellen Lösungsansätze haben die neun Praxisfälle eine Gemeinsamkeit: Das Gesundheitssystem ist für die Patientinnen und Patienten zu komplex! 👉🏽 Das müssen wir ändern! Wir müssen human-centered agieren!
Marcs Reflexion – Interprofessionalität ist Key
Nach den Pitches betritt Marc Werner, CEO von Galenica, der als Gast die Präsentationen konzentriert mitverfolgt hat, die Bühne und fasst seine Gedanken für das Publikum zusammen.
Zuerst sein Bekenntnis, dass er DAS BuzzWord der Gesundheitsbranche vor seiner Tätigkeit bei Galenica nicht gekannt habe: Interprofessionalität! Doch inzwischen wisse er, gerade im Healthcare-Bereich sei die Zusammenarbeit aller Akteure absolut Key. Denn keine Firma könne das System – genauer das angeschlagene Gesundheitssystem – «stand alone» verbessern. Weiter betont Marc, dass es jedoch Geduld brauche. «Wir haben heute einen Startpunkt gesetzt und interprofessionelle Zusammenarbeit kann gelingen, wenn die Kultur dafür als Basis vorhanden ist.» Und er ist überzeugt, dass nicht nur Galenica, sondern auch die Firmen aller Anwesenden an der heutigen Healthcare-Professionals-Initiative diese Kultur-Basis mitbringen.
Deshalb stehen die Karten gut, dass die heute gestartete interprofessionelle Zusammenarbeit weitergeht und Früchte tragen wird – gemeinsam für die Patientinnen und Patienten!
Zurück ins Tal
Zum Schluss des Workshop-Events kommen die beiden Initianten Thomas (Meyer) und Christoph (Wegmüller) noch einmal auf die Bühne und bedanken sich bei allen für ihr Engagement. Sie freuen sich, dass aus ihrer Idee, die vor ein paar Monaten an einem Feierabend-Bier in Solothurn entstanden ist, heute Realität wurde!
Bei einem gemütlichen Apero und weiteren Gesprächen konnten die Teilnehmenden den Tag ausklingen lassen – mit vielen Eindrücken, weiteren Ideen und zahlreichen neuen Kontakten im Rucksack. Zurück in der Talstation sind alle etwas müde, doch happy und zufrieden!